Bildungscontrolling
(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.3)
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1 Definition
Controlling von Bildungsaktivitäten, insbes. von betrieblicher Fort- und Weiterbildung mit dem Ziel, Planung, Durchführung und Kontrolle der Bildungsaktivitäten durch kontinuierliche Informationen zu unterstützen, diese aufzubereiten und Empfehlungen zu geben. Es unterstützt damit auch Personalentwicklung und Personalmanagement.
2 Weitere Informationen
2.1 Der vollständige Prozess von Bildungsplanung und -controlling
Bildungsplanung und -controlling ist ein zyklischer Prozess, der in folgende sechs Phasen gegliedert werden kann[5]:
- den Bildungsbedarf (Qualifizierungsbedarf) orientiert an den strategischen Unternehmenszielen erheben und analysieren,
- bedarfsorientierte Curricula beziehungsweise Bildungsmaßnahmen entwickeln,
- eine professionelle Didaktik als Teil strategischer Personalentwicklung entwickeln,
- den Lernerfolg (Qualifizierungserfolg) der Bildungsmaßnahme(n) messen,
- den Lerntransfer im Funktionsfeld messen und sichern,
- soweit möglich, den Investitionserfolg ("Return on Investment") zu ermitteln.
Wenn dieser gesamte Prozess dem Bildungscontrolling zugeordnet wird (so z. B. Fredersdorf/Lehner 2004, 30 ff.), wird kein Unterschied zwischen Planung, Management und Controlling gemacht. Begrenzt man Bildungscontrolling aber auf Managementunterstützung - entsprechend der allgemeinen Definition von Controlling -, wären nur Phasen 4 bis 6 dem Controlling zuzuordnen und entsprechend organisatorisch gesondert auszuweisen. Zu verschiedenen Akteuren und Rollen siehe bei Fredersdorf/Lehner 2004 etwa Tabelle 1, S. 44 f.: zum Erfolg tragen Vorgesetzte, Teilnehmer, Trainer/Lehrkräfte, Personalentwicklungsverantwortliche bei, mit jeweils unterschiedlichen Teilaufgaben in den verschiedenen Phasen.
Zur Teilaufgabe der Evaluierung des Qualifizierungserfolgs gibt es ein 5-stufiges Modell der Erfolgsmessung von Kirkpatrick[1], das international üblich ist[2]:
Das Modell zur 5-stufigen Erfolgsmessung nach Kirkpatrick[1] |
|
1. Zufriedenheitserfolg | Wie war die Qualifizierungsmaßnahme? |
2. Lernerfolg | Was haben die Teilnehmer gelernt? |
3. Transfererfolg | Was wird konkret umgesetzt? |
4. Geschäftserfolg / Praxiserfolg[3] |
Was hat es für das Geschäft / die Praxis[3] gebracht? |
5. Investitionserfolg | Hat sich die Investition gelohnt?[4] |
Grafisch aufbereitet, mit zusätzlichen Angaben über Instrumente, aber ohne die 5. Stufe:
Übernommen von http://www.4managers.de/10-Inhalte/asp/bildungscontrolling.asp am 24.06.2004 |
2.2 Nutzen von Teilnehmerbefragungen
Die in der Evaluation (in Hochschulen, bei Fort- und Weiterbildung) üblichen Teilnehmerbefragungen erfassen zunächst nur die 1. Stufe, den Zufriedenheitserfolg, können aber weder Lernerfolg noch die Lehrqualität ausreichend erfassen: die Schülerinnen und Schüler des deutschen Bildungssystems waren sich der von PISA ermittelten mangelhaften Leistung dieses Systems nicht bewusst, dabei gehen sie lieber zur Schule als die finnischen Schülerinnen und Schüler; und Lehrkräfte, die sich abmühen, die Vorurteile ihrer Studierenden zu erschüttern, die diese aus ihren bisherigen Erfahrungen mitbringen
über die berufliche Praxis, über die "richtige" Organisation und Führung und "richtiges" berufliches Verhalten allgemein und in Konflikten
und neue und differenziertere Sichtweisen zu vermitteln, werden eher schlecht bewertet, weil die Studierenden dies als Verunsicherung und Kritik erleben.
Siehe zu den Themen
- Erfolgsfaktoren für gute Bildungsergebnisse
- Evaluation
die weiteren umfangreichen Informationen und Materialien
- im Beitrag "Evaluation"
- im Arbeitsbereich "Evaluation" des OlevWiki, insbesondere
zur Evaluation.
3 Quellen
Fredersdorf, Frederic / Lehner, Martin: Hochschuldidaktik und Lerntransfer. Bildungscontrolling von FH-Studiengängen. Bielefeld 2004
Krekel, Elisabeth M. / , Bardeleben, Richard von, u.a.: Controlling in der betrieblichen Weiterbildung im europäischen Vergleich. Bielefeld 2001 (BIBB, Berichte zur beruflichen Bildung, Heft 250)
Phillips, Jack J. / Schirmer, Frank C. (2008): Return on Investment in der Personalentwicklung: der 5-Stufen-Evaluationsprozess. 2. Aufl., Berlin
Anmerkungen
1 Kirkpatrick, Donald L.: Evaluating Trainig Programs. San Franscisco 1998, hier referiert nach Hasewinkel, Volker / Piehl, Claudia / Krekel, Elisabeth M.: Bildungsakademie der Bankgesellschaft Berlin (BIAK), in: Krekel, Elisabeth M. / Bardeleben, Richard von, u.a.: Controlling in der betrieblichen Weiterbildung im europäischen Vergleich. Bielefeld 2001 (BIBB, Berichte zur beruflichen Bildung, Heft 250), S. 123-133.
2 So Hasewinkel/Piehl/Krekel, ebd. Die 4. Stufe wurde ergänzt, s. die folgende Fußnote.
3 Die Bezeichnung dieser Stufe wurde um "Praxiserfolg" ergänzt,
wie für die öffentliche Verwaltung bzw. für Non-Profit-Organisationen
notwendig, bei denen sich der Erfolg nicht durch zusätzliche Erlöse
oder einen höheren Gewinn messen lässt.
Dabei ist "Praxiserfolg" im Sinne eines konkreten und messbaren
zusätzlichen Nutzens zu verstehen. Dazu kann gehören z. B.
eine höhere Qualität, verbesserte Effizienz durch bessere Kooperation,
bessere Betreuung der Kunden/Bürger, bürgerfreundlicheres Verhalten
oder andere Verbesserungen, insbesondere alles, was im Rahmen einer jährlichen
Rechenschaftspflicht relevant ist bzw. sein sollte (s. Berichtsfelder).
Zum Verhältnis zu den Kosten siehe[4].
4 Die Relation zwischen Nutzen und Kosten ist das Thema der 5. Stufe: hat sich der Aufwand gelohnt? Dabei geht es
um Wirtschaftlichkeit als dem
nachhaltig günstigsten Verhältnis zwischen Nutzen und Kosten,
wie für die öffentliche Verwaltung definiert (Mehr ....).
Zu beachten ist, dass Aufwendungen für Fortbildung in der Regel
als Investitionen zu interpretieren sind: bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit
sind diese Investitionen über die Wirkungsdauer der Fortbildung zu
verteilen (siehe "kalkulatorische Kosten").
Qualifizierung der Beschäftigten ist ein wichtiges Element im Rahmen
von Qualitätsmanagement bzw.
von Umfassendem Qualitätsmanagement (TQM) sowie des strategischen Managementkonzepts der "Balanced
Scorecard".
5 formuliert in Anlehnung an Fredersdorf/Lehner 2004, 30 ff.
2012-05-21