Business Process Model and Notation (BPMN)
(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.2)
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Vorbildlich: FaMoS in der Kommunalverwaltung | |
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BPMN für die öffentliche Verwaltung? |
1 Definition
Ein von der internationalen Object Management Group (OMG) entwickelter offener Standard für die Darstellung, Modellierung, Implementierung und Ausführung von Geschäftsprozessen. Die Darstellung soll für alle am Prozess Beteiligten intuitiv verständlich, gleichzeitig aber auch für komplexe Geschäftsprozesse geeignet und schließlich unabhängig von bestimmten Werkzeugen/Software (und damit herstellerunabhängig) sein und die Umsetzung in Software-Programme erlauben, insbesondere die Einbindung in Internet-basierte Anwendungen auf der Basis XML.
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2.1 Ziele, Konzeption, Stand und Verbreitung
Neben der einfachen Verständlichkeit, die die Kommunikation zwischen IT und Fachbereich ermöglichen oder erleichtern soll, erlaubt / erfordert BPMN die Strukturierung der Prozesse durch „Pools“ und „Lanes“: „Schwimmbad“ ist der Bereich eines Akteurs/einer Organisationseinheit (allgemein: einer Rolle), er kann weiter in „Bahnen“ unterteilt werden. Mit dieser Strukturierung wird die Prozessgestaltung und die Verwendung erleichtert, sie ist auch Grundlage einer verdichteten oder auszugsweisen Darstellung für einzelne Akteure. Insoweit hat BPMN deutliche Vorteile gegenüber der z. B. von der Bundesstelle für Informationstechnik (BIT) für die (deutsche) Bundesverwaltung vorgesehene Darstellungsweise mit "ereignisgesteuerten Prozessketten“.
Der Fachinformationsdienst Heise online bewertet die Entwicklung wie folgt:
Die BPMN 2.0 hat großes Potenzial, sich in Softwareentwicklung und fachlicher Modellierung von Geschäftsprozessen als Standard durchzusetzen. Etliche Hersteller hatten, obgleich sie noch nicht fertig war, schon früh angekündigt, sie in ihren Produkten zu implementieren. An ihrer Ausführung waren Unternehmen wie IBM, Oracle, SAP, Software AG und Tibco beteiligt. (Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/BPMN-2-0-fuer-eine-bessere-Zusammenarbeit-zwischen-Fachabteilung-und-IT-1175099.html / Quelle im Online-Archiv).
Für ein einfaches Beispiel, das bereits die Strukturierung entsprechend den Akteuren/Rollen enthält, siehe die folgende Grafik. Weitere einführende Informationen in der im Internet verfügbaren Leseprobe. Ein Anwendungsbeispiel für E-Government dokumentiert der Beitrag von Lienhard (Beitrag im Online-Archiv), weitere Beispiele sind auf der Website der Schweizer Vereins eCH verfügbar, der für alle Verwaltungsebenen die Umsetzung der E-Government-Strategie der Schweiz fördert.
Übernommen aus: Allweyer, Thomas: BPMN 2.0 - Business Process Model and Notation. Einführung in den Standard für die Geschäftsprozessmodellierung. 2. Aufl., 2009, S. 16.
2.2 BPMN für die öffentliche Verwaltung?
2.2.1 BPMN ist Standard in der Schweizer Verwaltung
Im Rahmen der Schweizer E-Government-Aktivitäten ist die Verwendung von BPMN Standard. Die Vorteile werden wie folgt beschrieben[1]:
"Die Verwendung der Business Process Modeling Notation (BPMN) als Prozess-modellierungssprache wird empfohlen, da die resultierenden Prozessdiagramme intuitiv relativ gut verständlich sind und es sich um einen Standard mit weltweiter Verbreitung handelt, der von vielen Tools unterstützt wird. Auch die Prozessautomatisierung ist auf der Basis der BPMN möglich."
Im Einzelnen werden die Vorteile wie folgt beschrieben:
- Die BPMN ist ein Standard, so dass Tools zur Verfügung stehen und die Prozessdiagramme zwischen den Tools austauschbar sind, d. h., die Bindung an einen einzelnen Hersteller ist tendenziell kleiner geworden.
- Empirische Untersuchungen [Patig 2010] zeigen, dass die BPMN heute die Prozessmodellierungssprache mit der grössten weltweiten Verbreitung ist. BPMN-Diagramme werden also von einem grossen Publikum verstanden.
- BPMN-Diagramme beschreiben Prozesse für die Dokumentation und Kommunikation und können gleichzeitig als Grundlage für die Automatisierung von Prozessen in einer Workflow-Engine dienen.
- Die BPMN-Konstrukte und die Darstellung der Prozessabläufe sind auch ohne fundierte Kenntnisse in der Prozessmodellierung leicht verständlich; dies zeigten alle Interviews und Zwischenpräsentationen, die im Projektablauf mit den Fachvertretern durchführt wurden.
2.2.2 Bundesverwaltung: keine intuitiv verständliche Darstellungen
Die deutsche Bundesverwaltung setzt statt dessen auf die Darstellung mit Ereignisgesteuerten Prozessketten (EPK)[2], die eine Strukturierung mit Pools und Swimlanes nicht vorsehen und logisch exakte, aber nicht intuitiv verständliche Darstellungen ergeben, die die organisatorische Zuordnung der Aktivitäten nicht transparent machen und deshalb für die Beteiligten weniger hilfreich sind.[5] nur schwer erkennen lassen Als Beispiel siehe die folgende Darstellung:
Ausschnitt aus dem "Soll-Kernprozess Antragstellung" für die Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie (aus: Günther u. a. 2008: 104)[4].
Die Darstellung lässt nicht erkennen, wer wann etwas zu tun hat: siehe die Kennzeichnung „Behörde“ an unterschiedlichen Stellen des Ablaufs, und ist deshalb als Kommunikationsmittel zwischen allen Beteiligten, einschließlich der Fachabteilungen, schlecht verwendbar.
2.2.3 Kommunalverwaltung: Fachmodellierungsstandard FaMoS mit Vorbildcharakter
Für die Kommunalverwaltung ist ein eigener Fachmodellierungsstandard entwickelt worden, der über eine Prozesslandkarte die Grobstruktur und schrittweise Konkretisierungen darstellt und jeweils die Akteure nennt ("Prozessrollen" definiert und darstellt). Er ordnet die Prozesse in Produkt- und Leistungskataloge ein und strebt eine übergreifende Systematisierung und (Unterstützung der) Organisation an.
Zu FaMoS heißt es auf der Startseite der KGSt-Prozessbibliothek: "FaMoS wurde in einem interkommunalen Projekt erarbeitet und zeichnet sich durch eine leicht verständliche grafische Darstellung aus, die auch eine Vergleichbarkeit der Prozesse ermöglicht." Damit strebt der Standard vergleichbare Ziele an wie BPMN, verwendet auch Elemente von BPMN, allerdings eingegrenzt, weil BPMN nicht alle Anforderungen erfüllen kann, und zum Teil ergänzt, soweit für die umfassendere Zielsetzung erforderlich. Eine ausführliches Handbuch ist verfügbar. ebenso wie eine Prozessbibliothek, zugänglich über das Portal der KGSt für registrierte Nutzer.
Damit hat die deutsche Kommunalverwaltung ein Instrumentarium entwickelt, das über besondere Leistungsmerkmale verfügt und Vorbildcharakter hat.
Anmerkungen
1 | Eidgenössisches Finanzdepartement EFD (Hrsg.) (2011): Prozessdokumentation mittels BPMN am Beispiel von Meldeprozessen der AHV/IV. Umsetzungsbeispiel für den Standard eCH-0073 Dokumentation öffentlicher Leistungen und Prozesse. S. 13. Online-Quelle. |
2 | Gelhausen / Reichert: Prozessmanagement als Leitplanke für Veränderungen. In: Innovative Verwaltung Nr. 10/2011, S. 14-15 (14). Zu einer kurzen Einführung in die EPK-Notation siehe http://www.prozessbibliothek.de/eu-dlr/download.php?file=Legende_EPK.pdf |
3 | z. B. "ARIS Express" der Software AG: http://www.ariscommunity.com/aris-express |
4 | Oliver Günther u. a. (2008): Prozessblaupause zur IT-Umsetzung der EU-
Dienstleistungsrichtlinie - Ergebnisbericht, S. 104. Online-Quelle.
Siehe dort auch S. 7 f.: Kurzeinführung in die Notation Ereignisgesteuerter Prozessketten |
5 | Sie erinnern an die Struktur von Flussdiagrammen, die in ihrer Eignung als Vorarbeit für Computerprogramme seit langem kritisch gesehen werden: sie ergeben eher "Spaghetti-Programme", die schwer verständlich und noch schwerer zu pflegen sind. |
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2012-09-17