Funktionsmeister (-system)
(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.11)
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1 Definitionen
Funktionsmeister:
Führungskraft mit nur spezialisierten Weisungsbefugnissen gegenüber Ausführungskräften, im Unterschied zur klassischen Führungskraft mit relativ umfassenden Befugnissen. Die Bezeichnung geht auf das von Frederick W. Taylor entwickelte Funktionsmeistersystem zurück.
Funktionsmeistersystem:
Form der Mehrlinienorganisation mit Mehrfachunterstellung der Ausführungskräfte unter acht Funktionsmeister
nach Frederick W. Taylor.
2 Weitere Informationen
Das Funktionsmeistersystem wurde von Frederick W. Taylor, dem Begründer der "Wissenschaftlichen Betriebsführung" (1856-1915), in den USA entwickelt. Von ihm erstmals durchgeführte Arbeitsstudien ergaben, dass die Arbeitskräfte genaue Anweisungen für die Ausführung der Arbeit und einen genau auf ihre jeweilige Tätigkeit zugeschnittenen Arbeitsplatz und Werkzeuge benötigen, um optimale Leistungen zu erbringen, d. h. hohe Leistungen, ohne dass sie sich verausgaben (siehe unten). Unter den Gegebenheiten in den USA erschien es nicht möglich oder sinnvoll, einen einzigen "Meister" mit der erforderlichen Arbeitsgestaltung, Anleitung, Steuerung und Überwachung zu betrauen. ("Meister" im Sinne der deutschen beruflichen Qualifikation gab es in den USA nicht.)
Deshalb übernahm er das Prinzip der Spezialisierung auch für die Vorgesetztenfunktion und entwickelte eine System von acht Funktionsmeistern:
Funktionsmeistersystem nach F. Taylor |
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1. Arbeitsverteiler | route clerk |
2. Unterweisungsbeamter |
instruction clerk |
3. Kosten- und Zeitbeamter | cost and time clerk |
4. Verrichtungsmeister | gang boss |
5. Geschwindigkeitsmeister | speed boss |
6. Prüfmeister | inspector |
7. Instandhaltungsmeister | repair boss |
8. Aufsichtsbeamter | shop disciplinarian |
Das Konzept in der von Taylor vorgeschlagenen Struktur hat sich nicht durchgesetzt, das Prinzip der fachlichen Spezialisierung der Vorgesetzten ist dagegen gängig, auch in der öffentlichen Verwaltung z.B. durch die Trennung in Fach- und Dienstvorgesetzte, besondere Ausbilder, besondere operative Funktionen durch "Beauftragte" oder beim Militär Waffenwart usw. Siehe auch Mehrlinienorganisation.
3 Quellen
Taylor, Frederic W.: Die Grundsätze wissenschaftlicher Betriebsführung. München 1919 (Original: The Principles of Scientific Management. London 1911).
(Aus dem Inhaltsverzeichnis: "Kapitel 1. Die Grundbegriffe des neuen Systems. Die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitern sind dieselben. Größte Prosperitat für beide verlangt sparsamste Ausnutzung der Arbeitskraft, der Rohstoffe und der übrigen Betriebsmittel. Der Verwirklichung dieser Ideen stehen das absichtliche und unabsichtliche „Sich-drücken-von-der-Arbeit“, die gegenwärtigen mangelhaften Betriebs- und Arbeitsmethoden und die Unvollkommenheit der Geräte entgegen. Die Einführung einer wissenschaftlichen Betriebsführung wird die Gründe für diese Mängel beseitigen.")
Siehe im übrigen die Lehrbücher zu Organisation, z. B.
- Kieser, Alfred / Walgenbach, Peter: Organisation. 6. Aufl., Stuttgart 2010
- Schreyögg, Georg: Organisation: Grundlagen moderner Organisationsgestaltung. Mit Fallstudien. 5. Aufl., Wiesbaden 2008
2012-05-16