Karl Popper

(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.04)

1 Zitate

"Dringlichste praktische Tagesfragen" (1944)

Einige der dringlichsten praktischen Tagesfragen ... (sind)

  • das Problem der Möglichkeit der Konjunkturpolitik
  • und der Verhinderung von Wirtschaftskrisen,
  • die Frage, ob eine zentrale „Planwirtschaft“ im Sinne staatlicher Produktionslenkung mit einer wirksamen demokratischen Kontrolle der Verwaltung vereinbar ist,
  • und die Frage, wie man die Demokratie in den Nahen Osten exportieren kann.

Popper, Stückwerk-Sozialtechnik, 1944, in: Karl Popper, Lesebuch, 1997, S. 293, Formatierung durch Aufzählungszeichen eingefügt.

"Stückwerk-Sozialtechnik" für gesellschaftliche Veränderungen (1944)

Ich bin der Überzeugung, „dass Methoden, die sich bewusst als 'Stückwerk' und 'Herumbasteln' verstehen, in Verbindung mit kritischer Analyse das beste Mittel zur Erlangung praktischer Resultate in den Sozial- wie in den Naturwissenschaften sind."

Popper, Stückwerk-Sozialtechnik, 1944, in: Karl Popper, Lesebuch, 1997, S. 293

2 Induktion und Falsifikation

(Auszug aus dem Wikipedia-Artikel zu Karl R. Popper, Abschnitt "Wissenschaftstheorie", übernommen am 12.06.2011)

In der Logik der Forschung kritisiert Popper die Sicht des logischen Positivismus, der für die Naturwissenschaften die empiristische Methode vertrat. Diese Methode postuliert das systematische Sammeln von Fakten, die in logischen Protokollsätzen formuliert werden. Mittels Induktion wird dann auf allgemeingültige Naturgesetze geschlossen, entweder mit dem Anspruch auf Sicherheit, oder zumindest auf eine hohe Wahrscheinlichkeit. Diese Ansichten hätten von Aristoteles und Francis Bacon ausgehend die meisten Wissenschaftstheoretiker vertreten.

Man kann nicht mehr
wissen, als man weiß.  

Karl Popper

Popper unterstrich demgegenüber noch einmal die Überlegung David Humes, dass man aus formallogischen Gründen aus Einzelfällen kein allgemeines Gesetz ableiten (Induktionsproblem), sondern nur allgemeine Sätze widerlegen kann („Man kann nicht mehr wissen, als man weiß“). Auch alle Versuche, aus Einzelfällen wenigstens Wahrscheinlichkeiten von Theorien abzuleiten, hält er für verfehlt und liefert mathematische und philosophische Argumente, um die logische Unhaltbarkeit von Sätzen wie „Theorie A ist mit 80%iger Wahrscheinlichkeit wahr“ deutlich zu machen.

Wissenschaft ist nicht der Besitz 
von Wissen, sondern das Suchen nach Wahrheit.

Was wir Gesetze nennen, sind Hypothesen. Unser ganzes Wissen ist Vermutungswissen. Es muss kritisch überprüft werden.
Karl Popper

Popper schlägt stattdessen vor, dass Theorien (abstrakt betrachtet) frei erfunden werden dürfen. Im Nachhinein werden dann Experimente angestellt, deren Ausgang als Basissätze konventionell festgelegt werden. (Popper selbst verwendet sogar das Wort „willkürlich“, um zu verdeutlichen, dass diese Basissätze selbst nicht rational zu rechtfertigen sind.) Durch diese Basissätze können dann die Theorien widerlegt (falsifiziert) werden, wenn die Folgerungen, die aus ihnen deduziert werden, sich im Experiment nicht bestätigen. In einem evolutionsartigen Selektionsprozess setzen sich so diejenigen Theorien durch, deren Widerlegung misslingt. Durch diese Umkehrung des klassischen Versuchs, Theorien zu beweisen, kommt Popper zu der auf den ersten Blick kontraintuitiven Forderung, Wissenschaftler sollten versuchen, ihre Theorien zu widerlegen bzw. mit entscheidenden Experimenten (experimentum crucis) Theorien auszusieben. Durch dieses Aussieben falscher Theorien kommt man, so Popper, der Wahrheit immer näher, ohne jedoch jemals den Anspruch auf Sicherheit oder auch nur Wahrscheinlichkeit erheben zu können. Er betonte zwar auch die Notwendigkeit der Kreativität beim Aufstellen einer Theorie; wichtig für den Fortschritt sei allerdings vor allem die kritische Überprüfung, die auf lange Sicht nur von den wahrheitsnächsten Theorien bestanden wird.

2 Die Verantwortung der Intellektuellen / ihre Sprache

(Karl Popper in einem Brief „Gegen die großen Worte“[1], zitiert im Wikipedia-Artikel zu Karl R. Popper, Abschnitt "Positivismusstreit", übernommen am 12.06.2011)

"Jeder Intellektuelle hat eine ganz spezielle Verantwortung. Er hatte das Privileg und die Gelegenheit, zu studieren. Dafür schuldet er es seinen Mitmenschen (oder „der Gesellschaft“), die Ergebnisse seiner Studien in der einfachsten und klarsten und verständlichsten Form darzustellen. Das Schlimmste – die Sünde gegen den heiligen Geist – ist, wenn die Intellektuellen versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken. Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann."

3 Quellen

3.1 Veröffentlichungen von Karl Popper

"Stückwerk-Sozialtechnik", 1944, wieder abgedruckt in: Lesebuch, 1997, S. 293-308

Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. 2 Bde, 6. Aufl., Tübingen 1980

Auf der Suche nach einer besseren Welt. Vorträge und Aufsätze aus 30 Jahren. 9. Aufl., München 1997

Alles Leben ist Problemlösen. Über Erkenntnis, Geschichte und Politik. 2. Aufl., München/Zürich 1994

Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf. 3. Aufl., Hamburg 1995

Lesebuch: ausgewählte Texte zu Erkenntnistheorie, Philosophie der Naturwissenschaften, Metaphysik, Sozialphilosophie. Hrsg. von David Miller. 2. Aufl., Tübungen 1997

Logik der Forschung. 11. Aufl., Tübingen 2005

3.2 Andere Veröffentlichungen

Kiesewetter, Hubert / Zenz, Helmut (Hrsg.): Karl Poppers Beiträge zur Ethik. Tübingen 2002

 


Anmerkungen

Zurück zum Text Brief an Claus Grossner, zuerst veröffenticht in "Die Zeit" Nr. 39 vom 24.09.1971, später mehrfach in anderen Werken abgedruckt, hier zitiert nach Hubert Kiesewetter: Karl Popper und die Verantwortung des Wissenschaftlers. In: Hubert Kiesewetter / Helmut Zenz (Hrsg.): Karl Poppers Beiträge zur Ethik. Tübingen 2002, S. 31-50 (35).