Wissensmanagement

(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.22)

1 Definition

Kurzformel: Das tatsächlich vorhandene Wissen der Menschen erschließen und zur Verfügung stellen („Wenn das Amt nur wüsste, was das Amt weiß“).

1.1 Wissensmanagement als Aufgabe

Wissensmanagement als Aufgabe (normativer Begriff) ist

das Management des expliziten und impliziten (!) Wissens in der Organisation mit dem Ziel der bestmöglichen Informationsversorgung für alle Entscheidungsträger, insbesondere durch

  • Identifizierung,
  • Nutzbarmachung
  • Management der Nutzung

des Wissens.

1.2 Wissensmanagement als Disziplin

Wissensmanagement als Disziplin stellt systematisiertes Erfahrungswissen und aufbereitete wissenschaftliche Erkenntnisse für Wissensmanagement zur Verfügung, siehe "Wissenschaft".

1.3 Weitere Bedeutungen

Wissensmanagement kann - entsprechend dem Managementbegriff - auch bedeuten:

2 Weitere Informationen

2.1 Anforderungen

Wissen ist - im Unterschied zu Informationen - an Menschen gebunden. Deshalb reicht die Nutzung aller technischen Möglichkeiten der modernen IT nicht aus, vielmehr ist eine neue Organisationskultur der Transparenz und Weitergabe von Wissen erforderlich, um auch das latente Wissen der Mitarbeiter (Erfahrungswissen, implizites Wissen, "tacit knowledge") zu nutzen, u. a. durch Aufbau von Erfahrungs- und Kompetenzdatenbanken.

Die Unterscheidung von explizitem und implizitem Wissen hat für Wissensmanagement erhebliche Bedeutung, weil implizites Wissen u. U. den für das Unternehmen besonderen Wissensvorrat darstellt, der seinen Konkurrenzvorteil ausmachen kann, oftmals aber gar nicht wahrgenommen oder beachtet wird.

Siehe Wissens-Portfolio: die Ordnung des Wissens nach Existenz und Bekanntheit:

Wissens-Portfolio: Klassifikation des Wissen nach Existenz und Bekanntheit
    Wissen vorhanden
    ja nein
Kenntnis vom Stand des Wissens
("Meta-
Wissen")


 
ja 1. Explizites Wissen
(man weiß was man weiß)
("known knowns")
2. Explizites Nicht-Wissen
(man weiß was man nicht weiß)
("known unknowns")
nein 3. Implizites Wissen
(man weiß nicht was man weiß: unbewusstes Wissen, tacit knowledge)
("unknown knowns")
4. "Blinder Fleck"
(man weiß nicht was man nicht weiß)
("unknown unknowns")
Wissens-Portfolioanalyse - © Krems - olev.de - Version 1.0 - 2009-03-22

2.2 Ausscheidende Beschäftigte / Nachfolgeregelung

Das Beispiel Saarbrücken (aus dem KGSt-Journal Nr. 07/08/2012, S. 14)

Das Ausscheiden zahlreicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung der Landeshauptstadt Saarbrücken in den kommenden Jahren wird große Auswirkungen auf die Struktur und Aufgabenerfüllung innerhalb der Verwaltung haben und die Leistungsfähigkeit der Kommune stark beeinflussen. Saarbrücken sucht nun Möglichkeiten und Wege, das Wissen von ausscheidenden Mitarbeitern besser zu sichern. Um die heutige Situation der Wissensweitergabe in der Landeshauptstadt besser einschätzen zu können, hat man sich entschieden, eine Umfrage unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchzuführen. Die Ergebnisse zeigen interessante Tendenzen auf:

Die meisten Mitarbeiter sind durchaus bereit, ihr Wissen weiterzugeben, sehen aber derzeit Probleme in der praktischen Umsetzung. Besonders problematisch ist aus Sicht der Befragten der lange Zeitraum zwischen dem Ausscheiden und der Neubesetzung.

Dementsprechend wurde auch dem Lösungsvorschlag einer frühzeitigen Nachpersonalisierung die größte Bedeutung eingeräumt. Doch auch weitere Maßnahmen wie beispielsweise die „Bildung von Teams“ und die „Verbesserung der Dokumentation“ oder „schriftlichen Fixierung von Prozessen“ werden als wichtig gewertet.

Nach Ansicht der Befragten müsse die Wissensweitergabe von der Landeshauptstadt gewollt und gefördert werden. Besonders der Zeitfaktor wurde bei der derzeitigen Personalsituation als kritisch angesehen. Eine Verbesserung der Situation könne beispielsweise durch die zeitweise Beschäftigung des „Vorgängers“ nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst erreicht werden. 

3 Quellen

CEN (European Committee for Standardization - Europäisches Komitee für Normung) (Hrsg.): Europäischer Leitfaden zur erfolgreichen Praxis im Wissensmanagement (European Guide to Good Practice in Knowledge Management). Brüssel, Frühjahr 2004. Online-Quelle

     Der Leitfaden wertet die Praxis aus, u. a. anhand von Fallstudien, und entwickelt daraus Empfehlungen für eine erfolgreiche Praxis.

Dragusanu, Gianina: Wissensmanagement: Sicherung und Weitergabe des Wissens beim Stellenwechsel. Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Fakultät für Psychologie und Pädagogik, Institut für Organisations- und Wirtschaftspsychologie, 2006. Online-Quelle