Problem, Problemlösen

(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.21)

1 Definitionen

1.1 "Problem"

eine Situation, in der die Erreichung eines Zieles nicht über ein bekanntes Handlungsmuster möglich ist. Ein Problem setzt also immer eine als wesentlich empfundene Soll-Ist-Abweichung (Abweichung des Ist-Zustandes von einem Ziel oder einer aus dem Ziel abgeleiteten Soll-Größe) voraus und Schwierigkeiten, diese Abweichung zu beseitigen.

Allgemeiner formuliert existiert ein Problem, wenn folgende 4 Merkmale vorliegen:

1.2 "Problemlösen"

Problemlösen als Tätigkeit: Denken und Handeln mit dem Ziel, einen unerwünschten Zustand zu beseitigen und/oder einen gewünschten Zustand herbeizuführen, in Situationen, für deren Bewältigung keine Routinen verfügbar sind. Denken und Handeln können also in dieser beschreibenden Definition mehr oder minder planvoll und rational sein, entscheidend ist die Zielrichtung: die Beseitigung der Soll-Ist-Diskrepanz.

Problemlösen als Ergebnis: die Herbeiführung des gewünschten Zustandes, unabhängig davon, ob es zierlorientiert und planmäßig erfolgte - wobei allerdings die Erreichung des Soll-Zustandes durch Zufall oder die Ergebnisse von Entwicklungen, die der Handelnde nicht zu verantworten hat, nicht als Problemlösen bezeichnet wird.

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2 Weitere Informationen

2.1 Ziele

Der gewünschte Zustand wird über Ziele definiert. Ziel kann auch die Eigenschaft eines Systems, eines Prozesses oder einer Organisation sein. Bestimmte Probleme können u.U. nie endgültig / auf Dauer gelöst werden, weil sie mit der sich verändernden Umwelt zusammenhängen oder mit ständigen internen Veränderungen (Personalfluktuation, Wertorientierungen, usw.). Dazu gehört Überlebenssicherung eines Systems/einer Institution im Wettbewerb, bei Behörden: die effiziente Erfüllung des gesetzlichen Auftrages. Die Konsequenz wird im Qualitätsmanagement z.B. durch periodische zu wiederholende Audits und zeitlich befristete Geltung einer Zertifizierung gezogen.

2.2 Erreichbarkeit des Ziels / Problemwahrnehmung

In der Praxis ist wichtig oft die - subjektive - Einschätzung der eindeutigen Erreichbarkeit des Ziels, unabhängig von der objektiven Sachlage. Viele Probleme werden nicht wahrgenommen, weil die Erreichbarkeit mit herkömmlichen Handlungsmustern unterstellt wird, so vor allem bei Managementproblemen (Change Management, Projektmanagement).

2.3 Phasen des Problemlösens / Problemlösungsprozess

Einfaches Problemlösungsschema
Problemlösen kann in mehrere Phasen strukturiert und als Problemlösungsprozess gestaltet werden. Die einfachste Struktur umfasst die drei Phasen "Planung, Umsetzung/Realisation, Kontrolle". Auch der PDCA-Zyklus, im Qualitätsmanagement gängig, ist in der Sache ein Problemlösungsprozess, dessen Phasenstruktur generell verwendbar ist.

Ein ausdifferenziertes Phasenschema teilt die Planungsphase auf, weil hierin besondereHerausforderungen liegen, die nicht nach vorhandenen Vorgaben (Routinen) Problemlösungsschemabewältigt werden können und diese Phase besondere Bedeutung hat, auch wenn keine Planung ohne erfolgreiche Umsetzung zu Ergebnissen führt. Ein mögliches Beispiel eines solchen differenzierten Problemlösungsprozesses zeigt die Grafik.

Umfangreichere Problemlösungsprozesse erfolgen i. d. R. als Projekte mit Projektmanagement. Für die Optimierung von Geschäftsprozessen existiert mit PAS 1021 eine spezifisches Vorgehensmodell.

2.4 "Problemlösen" als Bildungsziel

(nach PISA-Konsortium: Erfassung fächerübergreifender Problemlösekompetenzen in PISA. 1999. Online-Quelle: http://www.mpib-berlin.mpg.de/pisa/Problemloesen.pdf, S. 3)

Der Problemlöser hat ein mehr oder weniger gut definiertes Ziel, weiß aber nicht unmittelbar, wie es zu erreichen ist. Die Inkongruenz von Zielen und verfügbaren Mitteln ist konstitutiv für ein Problem. Das Verstehen der Problemsituation und deren schrittweise Veränderung, gestützt auf planendes und schlussfolgerndes Denken, sind konstitutiv für den Prozess des Problemlösens.

Phasen des Problemlösens werden seit Pólya (1945) häufig in etwa folgender Weise beschrieben :

  1. Bestimmung des Zieles,
  2. Analyse der Ausgangssituation und Aufbau einer mentalen Repräsentation, eines Situationsmodells,
  3. Bestimmung der Lösungsstrategie und Planung von Lösungsschritten,
  4. Ausführen des Lösungsplans, begleitende Kontrolle und ggfs. Modifizierung der Lösung
  5. Evaluation der Lösung.

(ebd., S. 4)

Neuere Veröffentlichung zu diesem Thema: OECD: The PISA 2003 Assessment Framework. Mathematics, Reading, Science and Problem Solving Knowledge and Skills. Paris 2003. Online-Quelle: http://www.oecd.org/dataoecd/46/14/33694881.pdf, dort findet sich folgende Definition (Seite 156):

Problem solving is an individuals capacity to use cognitive processes to confront and resolve real, cross-disciplinary situations where the solution path is not immediately obvious and where the literacy domains or curricular areas that might he applicable are not within a single domain of mathematics, science or reading.

Problemlösen als individuelle Kompetenz wird hier also als eine übergreifende Kompetenz definiert, die nicht bereits durch Lese-, mathematische oder naturwissenschaftliche Kompetenz gegeben ist.

Was das konkret bedeutet lässt sich an den Aaufgabenbeispielen ablesen, die für PISA 2003 veröffentlicht worden sind: http://pisa.ipn.uni-kiel.de/Aufgaben_ProblemSolving.pdf bzw. http://pisa.ipn.uni-kiel.de/Loesungen_ProblemSolving.pdf.

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