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"Ganzheitliches" Konzept für das Vorgehen bei der Veränderung von Organisationen (Strukturen, Prozesse, des Verhaltens der Organisationsmitglieder, der Kultur), das mit Unterstützung von Methodenexperten und über gruppendynamische Prozesse den Mitgliedern der Organisation hilft, ihre Probleme zu erkennen und zu lösen. Träger der Veränderung sind also die Organisationsmitglieder selbst. Damit unterscheidet sich OE grundlegend von der klassischen Organisationsuntersuchung und -beratung, wo Veränderungsvorschläge von internen oder externen Fachleute entwickelt werden, der Prozess der Umsetzung dieser Veränderungen als eher unproblematisch gesehen wird mit der Folge erheblicher Umsetzungsprobleme und oft unzureichenden Ergebnissen.
Heute wird "Organisationsentwicklung" in der Verwaltung oft eher untechnisch verwendet als umfassendere Reorganisation, bei der die Mitarbeiter einbezogen werden.
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Weitere Informationen |
OE als verhaltenswissenschaftliches Konzept unterscheidet sich von klassischer Organisationsberatung und -untersuchung:
Kernsätze zu OE ( Norbert Thom):
(nach Thom, Organisation II (Folien zur Vorlesung), Folie 167, übernommen am 12.08.2003, bearb.)
Der Unterschied wird besonders deutlich in der Darstellung von Friedrich Glasl (1983a S. 26):
Unter Organisationsentwicklung verstehen wir einen Veränderungsprozess der Organisation und der in ihr tätigen Menschen, welcher von den Angehörigen der Organisation selbst bewusst gelenkt und aktiv getragen wird und somit zur Erhöhung des Problemlösungspotentials und der Selbsterneuerungsfähigkeit dieser Organisation führt, wobei die Angehörigen der Organisation gemäß ihren eigenen Werten und Vorstellungen die Organisation so gestalten, dass sie nach innen und nach außen den wirtschaftlichen, sozialen, humanen, kulturellen und technischen Anforderungen entsprechen kann.
Im Sprachgebrauch der heutigen Praxis wird "Organisationsentwicklung" zunehmend verwendet für umfassende und/oder kontinuierliche Entwicklung der Organisationsstrukturen und -prozesse, ohne Bezug zu den oben genannten Verfahren und Konzepten. Oder anders formuliert: OE wird teils verwendet als Modewort für eine als umfassend verstandene Veränderung von Organisationen, die jede Behörde ohne weiteres selbst anpacken und durchführen kann, natürlich mit vorbestimmtem Ergebnis.
Umfassender in das Gesamtkonzept des Change Managements eingepasst definiert die KGSt Organisationsentwicklung als einen
längerfristig angelegten organisationsumfassenden Veränderungsprozess von Organisationen und den in ihnen tätigen Menschen.
(KGSt, Handbuch Organisationsmanagement, 1999, 3-35).
Staehle, Management, 8. Aufl., 1999, S. 922-924, mit zahlreichen Nachweisen aus der Fachliteratur:
Organisationsentwicklung ist eine Form des geplanten Wandels, bei der unter Verwendung verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse (meist aus der Kleingruppenforschung) ein organisationsweiter Veränderungsprozess eingeleitet und unterstützt wird. Vor allem in großen Unternehmungen ist sie als Instrument zur Steuerung des Wandels weit verbreitet. …
Organisationsentwicklung (OE) hat ihren Ursprung in der Aktionsforschung und der Gruppendynamik […] Organisationsentwicklung ist - und das geht aus allen Definitionen hervor - eine anwendungsbezogener Ansatz innerhalb der verhaltensorientierten Organisationsforschung.
OE zielt auf eine planmäßige mittel- bis langfristig wirksame Veränderung der
- individuellen Verhaltensmuster, Einstellungen und Fähigkeiten von Organisationsmitgliedern,
- Organisationskultur und des Organisationsklimas,
- Organisations- und Kommunikationsstrukturen sowie der strukturellen Regelungen im weitesten Sinne (wie Arbeitszeit, Lohnformen).
Hierzu sollen bei der Organisation bzw. ihren Mitgliedern Lernprozesse eingeleitet und durch geeignete Methoden beziehungsweise Instrumente der Veränderung unterstützt werden, d. h. OE kann auch definiert werden als ein Lernverfahren für Organisationen.
3. Quellen |
Bennis, Warren G. | 1972 | Organisationsentwicklung: Ihr Wesen, ihr Ursprung, ihre Aussichten. Baden-Baden 1972 (Organization Development: Its Nature, Origins, and Prospects, dt.) |
French, Wendell L. / Bell jr., Cecil H. | 1982 | Organisationsentwicklung: Sozialwissenschaftliche Strategien zur Organisationsveränderung. 2. Aufl., Bern, Stuttgart 1982 |
Glasl, Friedrich | 1983 | Erfahrungsbilanz aus acht praktischen Fällen der Organisationsentwicklung in der öffentlichen Verwaltung. In: Verwaltungsreform durch Organisationsentwicklung. Bern, Stuttgart 1983, S. 193-202 |
Glasl, Friedrich (Hrsg.) | 1983a | Verwaltungsreform durch Organisationsentwicklung. Bern 1983 |
Philipps, G. | 1999 | Das Konzept der Organisationsentwicklung. Ansätze und Kritik sowie Konsequenzen für die Ausgestaltung von OE-Prozessen in der Praxis. Frankfurt a.M. 1999 |
Rieckmann, Heijo | 1991 | Organisationsentwicklung: von der Euphorie zu den Grenzen. In: Sattelberger, Thomas (Hrsg.): Die lernende Organisation: Konzepte für eine neue Qualität der Unternehmensentwicklung. Wiesbaden 1991, S. 125-143 |
Ritz, Adrian | 1996 | Organisationsentwicklung in der Bundesverwaltung bei der Einführung des New Public Managements. Theoretische Grundlagen - Fallbeispiele – Gestaltungsempfehlungen. Diplomarbeit eingereicht der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen FakultätUniversität Bern. Bern 1996. Online-Quellen am 31.12.2004: http://www.iop.unibe.ch/Dateien/Lizarbeit/DiplomarbeitSteiner.doc oder http://www.iop.unibe.ch/lehre/lizentiatsarbeiten/Liz-Steiner-Reto.pdf |
Siehe auch die Quellenangaben zu Change Management |
© Copyright: Prof. Dr. Burkhardt
Krems, Köln, 2012-05-16 |