Macht

(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.13)

1 Definition

Fähigkeit, seinen Willen auch gegen Widerstände durchzusetzen.

Anmerkungen:

  1. Diese Definition ist nur in einfachen sozialen Zusammenhängen ausreichend, im übrigen, insbesondere im Zusammenhang mit der Umsetzung von politischen und Managemententscheidungen und im Change Management, ist die Problematik, andere zu beeinflussen, differenzierter (z. B. Beeinflussung des Verhaltens durch Information, Überzeugung, Motivation, Mitgliedschaft in sozialen Gruppen usw., Beeinflussung von Wertvorstellungen (Kulturwandel), usw.).
  2. Zu anderen Definitionen siehe im Folgenden.

2 Weitere Informationen

Definitionen von Macht

Gern zitiert wird Max Webers Definition: "Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht." (M. Weber 1972, S. 28).

Moderne Sozial- und Politikwissenschaften haben die Definition präziser gefasst, um sie auch empirisch verwendbar zu machen, beispielhaft Robert A. Dahl:

Die Fähigkeit von A, B zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen, abzüglich der Wahrscheinlichkeit, dass B dies auch ohne den Einfluss von A getan hätte[1].

Mit dieser Definition wird deutlich, dass es um Beeinflussung geht, die auch durch Information (Verweis auf B bisher nicht bekannte Vorteile des von A gewünschten Verhaltens), durch soziale Vorteile (Freundschaft, wechselseitige Unterstützung, Zugehörigkeit zu einer Gruppe/Loyalität) und andere Faktoren erfolgen kann.

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Begrenzte Aussagekraft der Definitionen? Ein Kommentar

Die Webersche (und viele ähnliche) Definitionen sind für das Verständnis organisatorischer Situationen und Prozesse zu einfach, weil sie nur einen Augenblick betrachten, obwohl er durch das Vorher und Nachher und den sozialen Kontext bestimmt ist: Vielleicht ist die Möglichkeit, in einer konkreten Situation (zunächst vorhandenen) Widerstand zu überwinden,

Das gilt insbesondere für organisatorische Änderungsprozesse, siehe Change Management, ist aber auch ein Kennzeichen der Aushandelungsprozesse in der Demokratie, in der politischer Führung vor allem auch Konsensbeschaffung ist.

Und Beeinflussung menschlichen Verhaltens, gerade auch mit längerfristiger Wirkung, kann auch an anderen Bestimmungsgrößen ansetzen, z. B. an der Wahrnehmung der Realität, den Wertvorstellungen (siehe "Kulturwandel"), den Verhaltensorientierungen. Veränderungen bei diesen Bestimmungsgrößen sind ein notwendiges Element von organisatorischen und insbesondere von Verwaltungsreformen hin zu einer neuen Verwaltungssteuerung (eine wirkungsorientierte, d. h. auf Wirkung nach außen gerichtete, bürgerfreundliche/kundenfreundliche (die Reaktion der Adressaten berücksichtigende) und wirtschaftliche Verwaltung).

Macht und Einfluss

Wegen der negativen Assoziationen mit dem Wort/Begriff "Macht" könnte es sinnvoller sein, das neutralere Wort "Einfluss" zu verwenden: es verweist auf die unterschiedlichen, auch situationsabhängigen Möglichkeiten, von denen Einfluss geprägt sein kann, und lässt sich auch auf die verschiedenen Einflussgrößen menschlichen Verhaltens anwenden.

In einer allgemeinen Definition könnte diese Definition lauten:

Einfluss ist die Fähigkeit eines Akteurs A, einen anderen Akteur B zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen, abzüglich der Wahrscheinlichkeit, dass B dies auch ohne den Einfluss von A getan hätte[1]. Der Einfluss kann direkt auf das erwünschte Verhalten bezogen sein oder indirekt wirken durch Beeinflussung der Wahrnehmung der Wirklichkeit, der Wertvorstellungen, Verhaltensorientierungen usw.

Was üblicherweise mit "Macht" bezeichnet wird ist dann eine besondere Form des Einflusses: gemeint ist oft der Einfluss durch Verwendung von negativen oder positiven Sanktionen (Zwang, Strafe oder Anreize).

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Psychologie der Macht

Macht ohne Transparenz und Kontrolle führt zu Machtmissbrauch, wie das eindrückliche Experiment von Philip Zimbardo mit einer simulierten Gefängnissituation mit freiwilligen Versuchspersonen gezeigt hat. Als Konsequenz empfiehlt er institutionalisierte Transparenz und Offenheit, regelmäßig eingefordertes Feedback auf allen Ebenen als Schutzvorkehrungen, um den Drahtseilakt zwischen notwendigem Machtgebrauch und folgenschwerem Machtmissbrauch zu meistern.

3 Ausgewählte Quellen

Crozier, Michael / Friedberg, Erhard: Macht und Organisation: Die Zwänge kollektiven Handelns. Über Macht und. Organisation. Königstein im Ts. 1979

Dahl, Robert A.: The Concept of Power. In: Behavioral Science, Vol. 2, no. 3 (July 1957) S. 201–215

Luhmann, Niklas: Macht. Stuttgart 1975

 

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Anmerkungen

Zurück zum Text Im Original: „die Fähigkeit von Akteur A einen Akteur B zu einer Handlung zu bewegen, zu tun was Akteur A von ihm verlangt, abzüglich der Wahrscheinlichkeit, dass der Akteur B die von Akteur A gewollte Handlung auch ohne den Einfluss von Akteur A getan hätte.“ (zitiert nach Wikipedia unter Verweis auf Dahl, Robert: The Concept of Power. In: Behavioral Science, Vol. 2, no. 3 (July 1957) S. 201–215).

Dort wird Macht umfassender definiert, also auch im Hinblick auf die Überwindung von Widerständen außerhalb sozialer Beziehungen (Dahl 1957: 214):

"The power of an actor, A, would seem to be adequately defined by the measure M which is the difference in the probability of an event, given certain action by A, and the probability of the event given no such action by A."

Innerhalb sozialer Beziehungen ergibt sich dann die oben zitierte Definition.

Dahl diskutiert aber auch die praktischen Probleme, weil die so definierte Macht in der Praxis kaum gemessen werden kann.

 

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