Fall[FN1]: Wirtschaftlichkeit externer Experten (40 Min.)
(Fallbeispiel im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.21)

Lösungshinweise (teilweise in Stichworten) Zur Aufgabe

Es ist eine systematische Erörterung in klarer Gliederung erforderlich. Das Ergebnis ist weniger wichtig als dass die Gesichtspunkte, die für eine Entscheidung zu prüfen sind, erkannt und vertretbar erörtert werden.

Wirtschaftlichkeit bedeutet das nachhaltig günstigste Nutzen-Kosten-Verhältnis. Es müssen beide Aspekte (Kosten und Nutzen) geprüft werden, und zwar einschließlich längerfristiger Wirkungen (z. B. der Lerneffekt durch den Einsatz eines externen Experten, der Beschäftigte für den künftigen Einsatz als Projektmanager qualifiziert).

Kosten sind zu vergleichen, nicht Ausgaben; maßgebend sind die Gesamtkosten des Projekts bei beiden Alternativen. Elemente dieses Vergleichs:

Rechenweg generell:
(Anzahl der Tage) x (Kosten pro Tag)

Oft wird nur auf die Kosten pro Tag gesehen, richtig ist aber nur die Rechnung, die gleichzeitig berücksichtigt, wie viele Tage benötigt werden!

Kosten des Projektleiters

intern: die Personalkosten intern sind realistisch zu berechnen, einschl. Sozialleistungen, Personalgemeinkosten, Versorgungspauschale[FN3].

extern: 1.200 € pro Tag, zuzüglich Transaktionskosten (Kosten der Vertragsverhandlungen und der Vertragsabwicklung)

Zwischenergebnis: Der Tagessatz des Externen ist mehr als doppelt so hoch[FN4].

Kosten der Projektgruppenmitglieder

Da mehrere Projektgruppenmitglieder tätig werden, ist ihre Arbeit wahrscheinlich ein wesentlich größerer Kostenfaktor als der Leiter.

Berechnung der Kosten s.o. beim internen Projektgruppenleiter

Die Kosten pro Zeiteinheit bleiben bei beiden Alternativen gleich

Kosten des Projektlenkungsausschusses

Die Kosten pro Zeiteinheit bleiben bei beiden Alternativen gleich

Sachkosten

Sind vergleichsweise gering und können deshalb vernachlässigt werden.

Zwischenergebnis Kosten: Entscheidend sind Projektlaufzeit und Projekterfolg!

Die Gesamtkosten des Projekts werden nur zum geringeren Teil von der Mehrkosten für einen externen Projektleiter bestimmt. Wesentlich mehr Gewicht hat die Frage, mit welchem zeitlichen Aufwand das Projekt insgesamt betrieben wird.

Verzögerungs- und Misserfolgskosten sind im Zweifel gewichtiger als der Tagessatz eines Externen!

Benötigt die Projektgruppe unter einem internen Projektleiter mehr Arbeitstage für das Ergebnis als mit dem externen Fachmann, kann der Einsatz des externen Experten sogar Kosten sparen, weil für alle Beteiligte weniger Tage als Kosten anzusetzen sind. Die "Verzögerungskosten" eines Projekts sind im Zweifel gewichtiger als der Tagessatz für einen externen Projektleiter!

Und sollte das Projekt insgesamt scheitern mit der Folge, dass es neu aufgelegt werden muss ("Misserfolgskosten"), sind die Kosten ungleich höher als bei einem erfolgreichen Projekt mit einem "teuren" Projektleiter.

Zu klären wäre deshalb realistisch, wie sich die Laufzeit des Projekts und der Personalbedarf insgesamt bei beiden Alternativen voraussichtlich darstellen würden. Angesichts der vorliegenden Erfahrungen (s. den Beitrag "Projektmanagement" und die dort angegebenen Quellen) hat die Qualität des PM und die Qualifikation der Projektleitung wesentlichen Einfluss auf die genannten Einflussgrößen. Immerhin scheitern selbst in der Privatwirtschaft mehr als die Hälfte der IT-Projekte - deshalb sind auch die Erfolgsaussichten realistisch abzuschätzen!

Nutzenseite:

Konsequenz: Einsatz lohnt sich vor allem, wenn besondere, intern nicht verfügbare Qualifikation erforderlich ist und wenn Experte sich in der öffentlichen Verwaltung, ggf. auch noch in dem Verwaltungsbereich des Einsatzes, auskennt. (Anm.: In der Praxis können bestimmte Bedingungen vorliegen, die die Wahlmöglichkeiten ausschließen: gibt es keine Mitarbeitenden mit Kenntnissen in Projektmanagement ist es kaum möglich, sie mal eben schnell dafür auszubilden – dann kommt nur ein Externer in Betracht. Gleiches gilt, wenn mögliche interne Experten nicht verfügbar sind, d. h. die Personalkapazität knapp ist).

Vorschlag:
Es sollten weitere Informationen eingeholt werden, weil der Einsatz eines externen Projektleiters

Bewertung als Leistungsnachweis:

Grundsätzlich richtiges Verständnis von Wirtschaftlichkeit, das sich in der Anwendung zeigt: 5 LP
grundsätzlich richtiges Verständnis von Projektmanagement, das sich in der Anwendung zeigt: 5 LP
vertretbare Diskussion der Kostenseite: 10 LP
vertretbare Diskussion der Nutzenseite: 15 LP
Gesamtwürdigung: 5 LP

Dabei ist eine vollständige Bearbeitung entsprechend diesem Lösungshinweis nicht gefordert, weil sie wesentlich mehr Zeit benötigen würde.

Literaturhinweis:
Generell zur - oft undifferenziert diskutierten - Problematik des Einsatzes externer Experten siehe Martin Brüggemeier: Externe Beratung im Modernisierungsprozess. In: Verwaltung und Management 2005, S. 86 - 92. Der Beitrag referiert u. a. die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung.

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Anmerkungen

[1] Im Rahmen des Studiums des Faches "Verwaltungsmanagement" bzw. "Betriebswirtschaftslehre der öffentlichen Verwaltung". Für die Lösung kann das "Prüfschemas für Wirtschaftlichkeitsentscheidungen" herangezogen werden. S. zum Verwaltungsmanagement-Studium die Materialien des Verfassers auf der Website www.verwaltungsmanagement.info/studium.
[2] einschließlich der Gestaltung der Prozesse und Strukturen (Ablauf- und Aufbauorganisation), insbesondere der Organisation der Lieferung und Betreuung von Inhalten ("Content") durch die Fachabteilungen.
[3]

Anmerkung 1 (in der Lösung nicht verlangt): Nach den Personalkostensätzen des BMF liegt der Tagessatz eines Mitarbeiters im höheren Dienst derzeit (2002) für A 13 bis A 15 zwischen etwa 400 € und 500 € (Stundensätze etwa 49 bis 65 €).

Anmerkung 2 (in der Lösung nicht verlangt): Diskussionsbedürftig ist, ob intern mit Vollkosten gerechnet werden sollte oder es realitätsgerechter wäre, nur die Teilkosten in Ansatz zu bringen, also Personalkosten ohne Personalgemeinkosten, siehe dazu die Hinweise bei den genannten Stichwörtern.

[4] Anmerkung 3 (in der Lösung nicht verlangt): Damit ist allerdings beim Externen auch der Einsatz von Hilfskräften abgegolten, die er z. B. für die Erstellung von Texten, Grafiken usw. einsetzt. Eine realistische Rechnung ist also noch schwieriger, als hier skizziert; für die Diskussion in dieser Aufgabe reicht es aber aus, sich auf die genannten Daten zu beschränken.   
[5] Zum Problem der Abwägung, wenn sich Alternativen sowohl bei den Kosten als auch den Nutzen unterscheiden, s. die Erläuterungen zu "Wirtschaftlichkeit" m. w. N.

 


© Copyright: Prof. Dr. Burkhardt Krems,
Köln, 2007-01-09