Meta- (Metaebene, Metadaten, Metasprache, Metakommunikation,Metasteuerung)
(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 2.2r)
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Metadaten Metasprache Metakommunikation Metasteuerung Meta-Kontrolle (auch: Controlling) Meta-Lernen |
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Reflexivitätsgebot für die Modernisierung |
1 Definition
"reflexiv" oder selbstreferentiell auf den Aussagegegenstand bezogen, auf ihn selbst angewendet, auf ihn selbst Bezug nehmend, von einer höheren Ebene aus bezeichnet, betrachtet, gesteuert, gestaltet.
"Meta-" ist eine Zusatz, der den Aussagegegenstand auf eine andere Ebene hebt oder ihm eine andere Perspektive gibt. Beispiel: Metakommunikation ist "Kommunikation über Kommunikation" (weitere Beispiele).
Handeln auf der Meta-Ebene hat potenzierte Wirkung, deshalb ist es wichtig, diese Ebene wählen und sie von der normalen (Objekt-) Ebene unterscheiden zu können.
2 Weitere Informationen
2.1 Bedeutung
Management, Planung, Organisation, sind "Meta-Handeln", sie bestimmen über Handeln (ausführende Tätigkeit, Umsetzung der Planung, Handeln in der vorgegebenen Organisation), das durch sie Sinn, Zielrichtung, Struktur, Wirksamkeit und Effizienz erhält - oder mehr oder weniger nicht erhält.
Der Wechsel auf die Meta-Ebene ist auch in anderen Lebenszusammenhängen eine Möglichkeit, das Handeln zu überprüfen und es zu verbessern, Probleme zu beseitigen oder mit anderer Wirksamkeit anzugehen:
- Kommunikation über Kommunikation kann Probleme lösen, die ohne diese Reflexion nicht lösbar sind: die Beteiligten würden weiter aneinander vorbei reden, in Streit geraten.
- Organisation der Organisation sorgt für Effektivität der Organisationsarbeit und damit der Arbeit selbst, hat also potenzierte Wirkung.
- Ohne Controlling des Controlling besteht die Gefahr, dass Controlling die Fehlsteuerung verstärkt, usw.
- Strategisches Management ist im Verhältnis zu operativem Management auch "Meta-Management" und deshalb wichtiger (was nutzt es, mit voller Kraft in die falsche Richtung zu rudern?).
2.2 Beispiele
- Metadaten
- Definition und Bedeutung von Metadaten
Metadaten sind Daten/Information, die Daten/Information beschreiben. Sie sind für eine ordnungsgemäße Aktenführung (Prinzip der Schriftlichkeit) ebenso unverzichtbar wie für Informations- und Wissensmanagement (Bedeutung im Innenverhältnis), aber auch für rechtmäßiges und bürgerfreundliches Handeln im Außenverhältnis, damit die Adressaten die Informationen richtig verstehen und verwenden können. Metadaten sind Grundlage der elektronischen Kommunikation und für das Internet, sie machen den elektronischen Austausch von Daten erst möglich - wie der Briefumschlag das Versenden von Briefen. - Metadaten von Dokumenten sollten mindestens sein:
- Dokument-Name,
- Seitennummer im Dokument,
- Verfasser und/oder Geschäftszeichen,
- Zeit (Druckdatum und –uhrzeit),
- Status / Versions-Nr. (Entwurf, Endfassung, freigegeben, überarbeitete Fassung usw.),
- bei elektronischer Speicherung oder einer Aufbewahrung, die nicht nach dem Geschäftszeichen strukturiert ist: Adresse der (elektronischen) Verfügbarkeit (Speicherort/Aufbewahrungsort, URL als "permanenten Link" - die meisten Dokumente sind derzeit nach kurzer Zeit nicht mehr auffindbar aufgrund der verwendeten Content Management Systeme; künftig: DOI).
- Siehe dazu im Beitrag "Schriftlichkeit (Prinzip der ...)
- Metadaten anderer Daten, z. B. Einträge in Datenbanken, statistische Daten, Geodaten usw. sind insbesondere:
- Fundstellen (Datenhalter, Ablageort)
- Umfang, Herkunft, Aktualität
- Qualität der Daten
- technische Spezifikationen.
- Definition und Bedeutung von Metadaten
- Metasprache ist Sprache, die
eine andere Sprache ("Objektsprache") beschreibt, und ist logisch von der
Objektsprache zu unterscheiden. Metasprachlich wird etwa die "bürgerfreundliche Verwaltungssprache" erörtert, Sprache als Teil unsere Kultur, usw.
- Metakommunikation ist Kommunikation
über Kommunikation. Sie ist wichtig bei Problemen: dass über die in der Kommunikation
vorhandenen Probleme gesprochen werden kann, diese Kommunikation also selbst
zum Gegenstand wird, ist eine entscheidende Voraussetzung für die Lösung
von Kommunikationsproblemen. Metakommunikation ist deshalb auch wichtig bei
interkultureller Zusammenarbeit. Metakommunikation wird etwa die Bedeutungsebenen von Kommunikation (Sach- und Inhaltsebene) unterscheiden und nutzen.
- Meta-Kontrolle ist Kontrolle
der Kontrolle.
- In der Wirtschaft wird aktuell (Februar 2004 / 2009) über die Kontrolle der Wirtschaftsprüfung diskutiert. Eine vergleichbare Diskussion für die öffentliche Verwaltung fehlt.
- Nicht einmal die Kontrolle der neuen Steuerungsintrumente wird diskutiert: was bringt eine KLR, was bringt eine Berichterstattung gegenüber der Öffentlichkeit, die nicht stimmt?
- Gravierende Mängel werden eher zufällig aufgedeckt, so wenn
der Bundesrechnungshof die Angaben der Bundesanstalt für Arbeit[1] zur Zahl der vermittelten Arbeitssuchenden überprüft
und feststellt, dass sie systematische Fehler aufweisen und wesentlich
zu hoch sind. Daraus werden aber keine systematischen Konsequenzen für
die Kontrollinstrumente der Bundesverwaltung generell gezogen.
- Meta-Steuerung ist "indirekte" Steuerung, z. B. durch Schaffung von Anreizen
die dazu führen, dass andere Akteure Steuerungsimpulse in die gewünschte
Richtung geben.
- Das geschieht durch einen aktivierenden Staat, der z. B. die Gleichstellung von Behinderten dadurch fördert, dass er anerkannten Interessenvertretern die Befugnis gibt, den Abschluss von Zielvereinbarungen mit Unternehmen und Unternehmensverbänden zu verlangen (siehe § 5 des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG)).
- Im Rahmen von Change Management ist Meta-Steuerung
ein wichtiges Instrument, weil umfassende Veränderungen von der Leitung
nicht selbst erfoglreich gesteuert werden können. Dazu muss sie z. B.
Anreize schaffen, die ihrerseits Steuerungsimpulse auslösen, insbesondere
die Gestaltung des Anreiz-, Beförderungs- und Statussystems sowie der
Prinzipien bei der Auswahl neuer Mitarbeitender ("primäre Mechanismen"
im Sinne von Edgar Schein, siehe das Thema "Unternehmenskultur").
- Meta-Lernen: Lernen wird dabei selbst zum Thema; bisherige Lernprozesse und die Einflussfaktoren (Situationsbedingungen) werden reflektiert, neues Lernverhalten wird entwickelt (nach Argyris/Schön 1996 als - organisatorisches - "Deutero-Learning" bezeichnet, siehe den gesonderten Beitrag, sowie das Thema Lernkompetenz als - individuelles - Lernen).
2.3 Meta-Ebene von Management und Reform
Für die Verwaltungsmodernisierung gilt das Gebot der Reflexivität: alle Modernisierungsinstrumente müssen selbst den Regeln genügen, die sie formulieren, um wirksam zu sein:
- Controlling muss nicht nur "Kundenorientierung" der Produkte und Prozesse prüfen, sondern selbst "kundenorientiert" sein, die Wirksamkeit des Controlling muss durch Kundenbefragungen überprüft werden, Controlling selbst strategisch ausgerichtet sein.
- Die zentralen Institutionen, die die Modernisierung betreiben, müssen im Verhältnis zu den nachgeordneten Einrichtungen selbst modernes Management ("Steuerung auf Abstand" usw.) praktizieren,
- das Personalreferat z. B. kann nicht Personal für eine moderne Verwaltung gewinnen, "entwickeln" und fortbilden wenn es selbst demonstriert, dass es auch seiner Ansicht nach ohne die Instrumente einer modernen Verwaltung geht, usw.
Anmerkungen
1 | Jetzt: Bundesagentur für Arbeit |
Köln, 2009-05-16